Lokale Preziosen

Unsere Region – und ganz Südfrankreich – erfindet sich neu: Innovative, mutige Menschen entwickeln spannende Ideen und bereichern damit Natur und Kultur. So zum Beispiel Céline und Sébastien Dalonis mit ihrer kleinen aber sehr feinen Farm «Manjolive».

Angefangen hat alles mit Sébastiens Grosseltern, die in Sabran vor vielen Jahrzehnten Spargeln anpflanzten. Das kleine Landstück wurde dann vererbt und damit zerteilt – in zu kleine Flächen, um sie weiterhin zu bebauen. Dachte man zumindest. Bis Sébastien während seines Studiums als Lehrer erfuhr, dass es für den Anbau von Safran nur sehr wenig Land braucht…

Céline: Als du und dein Mann euch in Arles kennenlernten und er dann die Idee hatte, auf einem kleinen Stückchen Erde in Sabran Safran anzupflanzen – warst du da gleich einverstanden? 

Ja, denn wir wollten es eigentlich nur zum Spass machen: für uns selbst und unsere Familien. Ich bin in Belgien aufgewachsen, aber mein Vater ist Spanier. In dieser Kultur spielt Safran eine grosse Rolle und die Sympathie war sofort gross.

Wann habt ihr damit gestartet?

Das war etwa im Jahr 2006. Zu Beginn – wie gesagt – nur als Hobby. Es klappte von Anfang an sehr gut und machte Spass. Ein Freund von uns kannte einen Chefkoch in der Gegend und gab diesem etwas von unserem Safran zum Probieren. Er fand ihn toll und nutzt ihn heute immer noch – unter anderem für seinen «Signature Dish». Das war der Start der Professionalisierung: Wir konnten an immer mehr Köche verkaufen, das Geschäft wuchs langsam und wir begannen schliesslich, auch direkt an Privatpersonen zu verkaufen.

Mittlerweile pflanzt ihr mehr als nur Safran an. Wie kam das?

Durch jemanden in der Nähe lernten wir die Pflanze Spirulina kennen. Wir fanden die Zucht und das, was die Alge alles kann, sehr spannend. Und ganz zentral für uns: Auch diese Pflanze braucht nur wenig Land. In dieser Phase begannen wir zum ersten Mal, unsere Träume etwas weiter zu spinnen und stellten uns eine grosse Farm mit vielen verschiedenen Pflanzen vor. So kauften wir noch einen Weinberg dazu. Aber die vielen Bewilligungen für den Anbau und die Verarbeitung von Spirulina kosteten viel Zeit und Energie. Deswegen pflanzten wir auf dem neuen Stück Land statt Wein Granatäpfel an, das ist weniger aufwändig. Diese werden wir dieses Jahr zum ersten Mal verkaufen. 

Stellt ihr eure verarbeiteten Produkte alle selber her? 

Zum Teil schon, aber einige Sachen lassen wir von sehr guten Produzenten in der Nähe verarbeiten, wie zum Beispiel die Safran-Macarons. Uns ist wichtig, dass auch die verarbeiteten Produkte unserem regionalen und ökologischen Anspruch gerecht werden. 

Was ist euch sonst noch wichtig? 

Absolut zentral ist bei uns der biologische Anbau und die Biodiversität. Hier überlassen wir nichts dem Zufall. Etwas anderes könnten wir uns auch gar nicht vorstellen. Wir vermeiden Gifte konsequent und schauen auch, dass wir aktiv zur Biodiversität beitragen können. Zum Beispiel indem wir keine nackte Erde zwischen den Granatapfel-Bäumen haben, sondern dort auch etwas wächst.

Das klingt nach viel Arbeit – wie sieht euer Jahr aus? 

Spirulina ernten wir laufend zwischen März und Oktober, ungefähr vier Mal in der Woche. Das ist schon viel Arbeit und wir nutzen eine besonders schonende Methode für die Verarbeitung – das zeichnet unsere Qualität aus, die von den preisgekrönten Köchen, mit denen wir zusammenarbeiten, auch gefordert wird.

Danach ernten wir die Granatäpfel und ab Ende Oktober den Safran. Hier warten wir den Vollmond ab, danach gibt es besonders ergiebige Blüten. Sie treiben in der Nacht aus und öffnen sich mit den ersten Sonnenstrahlen. Zu diesem Zeitpunkt ernten wir sie und ziehen die Safranfäden daraus. Das dauert etwa drei bis vier Wochen. Für ein Gramm Safran brauchen wir ca. 150-200 Blüten.

Wie ist eure Zusammenarbeit mit dem Château de Montcaud? 

Chefkoch Matthieu Hervé nutzt unseren Safran in seiner Küche, das ehrt uns. Darüber hinaus freuen wir uns sehr über diese Nachbarn, denen Nachhaltigkeit und Regionalität genauso am Herzen liegt wie uns. Sie bringen ebenfalls neue Ideen in die Region und beleben sie so mit uns und einigen anderen zusammen neu. Das ist grossartig – eine tolle Nachbarschaft.

Wie wird es bei Manjolive weitergehen? Was plant ihr, was ist eure Vision? 

Wir setzen mehr und mehr auf Spirulina, denn diese Pflanze braucht sehr wenige Ressourcen – vor allem wenig Wasser. Das wird in unserer Region immer knapper. Beim Safran merken wir das schon! Dazu ist Spirulina so unglaublich reichhaltig an Nährstoffen, Vitaminen, Mineralien und Proteinen: fast eine Wunderpflanze. Gerade für Menschen, die wenig oder gar keine tierischen Produkte essen, ist das eine tolle Alternative. Mitte Oktober lancieren wir ein Crowdfunding, um die Granatäpfel unseren Kunden innerhalb von Europa direkt nach Hause liefern zu können. Wir probieren einfach weiter aus und bleiben neugierig.

Kann man Manjolive besuchen? 

Natürlich! Wir sind keine 10 Minuten vom Château de Montcaud entfernt. Fragen Sie dort bei der Rezeption an, sie kontaktieren uns direkt. Wir geben Besuchern gerne einen Einblick. 

Auf unserer Webseite erfährt man auch schon viel: www.manjolive.fr.

Foto:  Julien Meisselle