Das Château de Montcaud im Wandel der Zeit

Geschichte: Ein Schloss in Südfrankreich

19.09.2025 ·
Geschichte: Ein Schloss in Südfrankreich

Es gibt Schlösser, die als wehrhafte Trutzburgen geplant wurden. Und es gibt einen leichtfüssigen, lebensfrohen Gegenentwurf: das Château de Montcaud. Erbaut wurde es von Alexandre Eugène Collain, der durch den Seidenhandel zu grossem Wohlstand gelangte. 1848 erwarb er im Norden des Languedoc-Roussillon ein Stück Land, um seinen Lebenstraum zu verwirklichen: ein eigenes Schloss zu besitzen.

Der würdige Nachfolger

Florentin Collain, sein Sohn, schrieb den Traum fort. Nachdem seine Schwester tragischerweise nach ihrer Hochzeitsreise an Malaria starb, hielt er als nunmehr einziger Nachkomme die humanistische Tradition seines Vaters hoch. Er war ein grosser Pferde- und Musikliebhaber, beschäftigte ein eigenes Orchester und veranstaltete zahlreiche Konzerte im Schloss.

Ein Herz für die Provence

Zum Bürgermeister der Ortschaft Sabran gewählt, machte er sich einen Namen als Förderer der Schulen sowie der Kultur und der Musik. Viele Projekte bezahlte er dabei aus eigener Tasche: So verfügte die nahe gelegene Stadt Bagnols-sur-Cèze dank Florentin als erster Ort der Region über einen Telefonanschluss. Auch heute noch zeugen die Kirche von Combes sowie zahlreiche Brunnen, die er mit eigenen Mitteln bauen liess, von seiner Grosszügigkeit.

Verdienter Ritterschlag

Für die damalige Zeit bemerkenswert war auch sein Einsatz für das Schicksal derer, denen das Leben nicht so wohlgesonnen war: Landarbeiter, Diener, Arbeiterinnen und Arbeiter. Als Generalrat des Departements Gard und Bürgermeister von Sabran war er mehr als 38 Jahre lang um die sozialen Belange dieser Menschen besorgt. Seiner echten Aufmerksamkeit für Andere und seinen guten Taten hatte er es mit zu verdanken, dass er 1934 in den Rang eines Ritters der Ehrenlegion erhoben wurde.

Umbau zum Schlosshotel

Florentin Collain verkaufte das Schloss seinem Patensohn Paul Constant, der es später an seine sieben Kinder vererbte. Das Schloss wechselte mehrmals den Besitzer, bevor es der Hotelier Rudy Baur 1992 aus seinem Dornröschenschlaf erweckte und in ein Hotel umwandelte.

Wiedereröffnung in neuer Pracht

Nach der Schliessung im Jahr 2013 fiel das Château erneut in einen tiefen Schlaf. Ende 2016 kaufte der Schweizer Industrielle Jürg Witmer das Anwesen. Er setzte sich zum Ziel, ein Hotel mit Parklandschaft aufzubauen, welches erkennbar anders sein und neue Massstäbe in der Region setzen sollte. Umbau und Betrieb liegen in den Händen seines Schwiegersohns Rolf Bertschi, eines international erfahrenen Hoteliers, und seiner Tochter Andrea. Sie sollen den ursprünglichen Geist des Schlosses wieder aufleben lassen und dem Château de Montcaud zu neuer Blüte verhelfen.

Eine Oase in turbulenten Zeiten

Die ersten Jahre des neuen Château de Montcaud verliefen alles andere als ruhig. Die Gelbwestenproteste 2019 sowie die Covid-19-Pandemie bremsten den Erfolg des noch jungen Unternehmens arg. Die Nachwirkungen der Pandemiejahre, der immer spürbar werdende Klimawandel und ein allgemeiner Umschwung gesellschaftlicher Gewohnheiten stellten das Château de Montcaud vor unvorhergesehene Herausforderungen. Gefunden hat es dabei seine klare Nische, in der es sich wohlfühlt: jene des unabhängigen, familiengeführten Boutiquehotels mit dem klaren Fokus auf den Luxus des Einfachen. 

Vergangenheit und Zukunft

Heute ist die Geschichte des Schlosses in vielen Hoteleinrichtungen spürbar, moderner Komfort trifft schlichte Eleganz und aussergewöhnlichen Service. Dabei steht das Wohlbefinden der Gäste immer an erster Stelle:  sie geniessen persönliche, aufmerksame und doch unprätentiöse Gastfreundschaft.