Sicht von der historischen Grotte in Montcauds Park, Hotel Provence

Santons, 13 Desserts und andere Weihnachtstraditionen aus der Provence

Wussten Sie, dass Weihnachten in der Provence etwas ganz Besonderes ist? Die regionstypischen Traditionen werden mit wortwörtlich heiligem Ernst und viel Liebe zum Detail lebendig gehalten. Wie zum Beispiel die «13 Desserts», die auch zu Weihnachten im Bistro de Montcaud gereicht werden. Erfahren Sie, was es damit auf sich hat – und wie es im Château zu einer neuen Tradition gekommen ist.

Weihnachten à la provençale muss man erlebt haben. Die Feierlichkeiten zur «Heiligen Barbara» am 4. Dezember markieren den Start einer Fülle an symbolträchtigen Traditionen: Es werden an diesem Tag auf genau drei Tellern – die Dreifaltigkeit symbolisierend – Linsen- und Weizensamen ausgesät. Diese sollen den ganzen Dezember über möglichst hoch wachsen. Denn je höher, desto grösser der Wohlstand der Familie im kommenden Jahr. Üblicherweise finden die drei Teller am Weihnachtsessen auf dem Tisch Platz, einige stellen sie aber auch in die spektakuläre Krippe, die an Heiligabend aufgebaut wird.

Eine ausufernde Krippe

Die Krippe steht bis zum 2. Februar und wird mit vielen Figuren und Naturmaterialien wie Moos und Blättern dekoriert. Immer öfter wird sie auch schon vor Heiligabend aufgestellt, was Traditionalisten ungerne sehen – schliesslich soll sie bis zum 2. Februar frisch bleiben!

Das Aufstellen braucht Vorbereitung und Zeit. Zum einen müssen die Naturmaterialien gesammelt werden. Aber vor allem das Aufstellen selber kann durchaus aufwändig werden und braucht etwas Platz. Denn neben der Dekoration finden die üblichen Protagonistinnen und Protagonisten in einer traditionellen provenzalischen Weihnachtskrippe und unzählige weitere Figuren des traditionell-dörflichen Alltags Platz: Man findet also Handwerker, Markfrauen, den Lehrer, Bäcker, Metzger, den Schmied, den Priester usw. Figuren, die in einer traditionellen Krippe niemals fehlen dürfen, sind der Bürgermeister, der «Lou Ravi» (einen ob des Weihnachtswunders begeisterten Mann), der alte Blinde mit seinem Sohn, das «bohemische Paar», der Tambourin-Spieler, die «Arlésienne» und der Pétanque-Spieler. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt: Vom Fischer über die Knoblauchverkäuferin bis zum Eselsreiter ist alles erlaubt und in einschlägigen Geschäften erhältlich.

Die Figuren werden Santons genannt, nach dem provenzalischen Wort «santoun», was «kleine Heilige» bedeutet. Sie werden meist aus Terrakotta hergestellt sowie direkt bemalt und sind häufig 7 cm hoch. Das macht die Kollektion beliebig erweiterbar, schliesslich kann das Sammeln von Krippenfiguren in dieser Region ein Lebensprojekt – oder sogar ein Generationenprojekt – sein. Doch auch grössere Krippenfiguren sind nicht unüblich, bis hin zu mannshohen Figuren mit echten Kleidern und Accessoires.

Das grosse Abendessen

«Le gros souper», das grosse Abendessen an Heiligabend, ist ebenfalls von vielen Traditionen und Symbolen geprägt. Die Tischdekoration ist sehr wichtig und beinhaltet zahlreiche Verweise, vor allem auf die Dreifaltigkeit: Es werden zum Beispiel drei weisse Tischdecken verwendet, die drei Tage auf dem Tisch bleiben. Dazu gehören auch drei Kerzen und natürlich das schönste Geschirr – und nicht zu vergessen die drei Teller mit den hoffentlich hoch gewachsenen Linsen- und Weizengräsern. Für «die Armen» wird jeweils ein zusätzliches Gedeck aufgetischt, falls jemand an die Türe klopft. Auch die Tiere werden nicht vergessen: Sie erhalten die doppelte Portion Futter.

Die Speisen beim grossen Abendessen sind allerdings einfach, fleischlos und werden in sieben Gängen serviert. Dies als Symbol für die sieben Schmerzen Marias. Gefolgt werden die Gänge von den «13 Desserts», die zwar je nach Region etwas variieren, aber oft Folgendes enthalten: «La Pompe à l’huile», ein süsses, mit Orangen aromatisiertes Brot, weisser und schwarzer Nougat, getrocknete Feigen für die Franziskaner, Rosinen für die Augustiner, Mandeln für die Dominikaner und Nüsse für die Karmeliten. Dann gibt es Datteln, die für die orientalische Herkunft Jesu stehen, sowie einige weitere Früchte – frisch und konfiert. Dazu kommen noch Kuchen und Torten nach Lust und Laune. Die 13 Desserts stehen insgesamt für Jesus und die 12 Apostel. Alles wird auf den Tisch gestellt und die Gäste essen von allem ein wenig.

Das grosse Abendessen an Heiligabend ist nicht das einzige traditionelle Essen an den Weihnachtsfeiertagen: Am darauffolgenden Weihnachtstag wird mittags der traditionelle Truthahn verspeist, am Abend folgt dafür dann eine einfache Knoblauchsuppe, die «Aigo Boulido».

Die Feuerzeremonie

Eine weitere Tradition, die allerdings verloren zu gehen droht, ist «Le Cacho-Fio». Man muss dazu nämlich einen Kamin besitzen und folgende Zeremonie durchführen: Das älteste und das jüngste Mitglied der Familie tragen ein Holzscheit dreimal um den Tisch, giessen etwas Wein (eine Art Glühwein) oder Öl darüber, zünden diesen an und rezitieren: «Mit Weihnachten kommt alles Gute. Gott schenkt uns die Gnade, das kommende Jahr zu sehen, und wenn wir nicht mehr sind, dann möge es nicht weniger sein.» Das Holzscheit muss von einem Obstbaum stammen und repräsentiert Christus, das Feuer symbolisiert Licht und Glück. Das Scheit muss bis zum Epiphanias-Fest brennen. Asche und Holzkohle wurden früher dazu verwendet, um kranke Tiere zu heilen.

Januar und Februar

Am sechsten Januar wird das Epiphanias-Fest gefeiert, die «Erscheinung des Herrn». Auch hier geht es wieder ums Essen: Es gibt in dieser Region den «Gâteau des Rois» – mit süssen Briocheteig-Kugeln – ganz ähnlich wie andere in Europa verbreitete Gebäcke an diesem Tag. Im restlichen Frankreich hingegen wird die «Galette des Rois» gereicht, eine gefüllte Blätterteig-Torte. In beiden Fällen macht die versteckte Figur die Finderin bzw. den Finder zum gekrönten Haupt des Tages.

Schliesslich kommt es am 2. Februar, und damit 40 Tage nach Weihnachten, zum Ende der Festtage, mit «La Chandeleur»: Die Krippe darf nun wieder abgebaut werden. Gefeiert wird mit etwas typisch Französischem: Bergeweise herzhaften und süssen Crêpes!

Neue Traditionen willkommen

Auch das Château de Montcaud hat für sich eine Weihnachtstradition etabliert: Immer am ersten Dienstag im Dezember findet hier der Weihnachtsmarkt der Schule statt und das ganze Dorf schlendert an den Ständen vorbei. Gereicht werden Schupfnudeln – ein ganz und gar nicht französisches Gericht, das anfänglich auf wenig Interesse stiess. Mittlerweile sind die Schupfnudeln für alle ein beliebtes Muss und werden jedes Jahr bis zur letzten gegessen.

Sie möchten diese spezielle Weihnachtsstimmung erleben? Wir sind auch über die Feiertage geöffnet – lassen Sie sich überraschen!