Eine blühende Leidenschaft

Die Knospen quellen hervor, eine der schönsten Arbeiten beginnt von neuem: Die Rosenstöcke erwachen aus ihrem Winterschlaf und werden uns und unsere Gäste bis in den späten Herbst hinein verzaubern. Doch ohne Fleiss keinen Preis: Was braucht es, um so ein mühelos-märchenhaftes Gesamtkunstwerk zu schaffen? Begleiten Sie uns durch das «Rosenjahr»!

Die Gartenschere immer griffbereit

«Ich habe meine Gartenschere immer dabei», sagt Gastgeber Rolf Bertschi, der dank seiner Mentorin, der bekannten Rosen-Spezialistin Eléonore Cruse, zum leidenschaftlichen Rosen-Gärtner geworden ist.

Genau einen Zentimeter über dem Auge, in einem 45-Grad-Winkel: Das ist der perfekte Rückschnitt im Frühling. Und eigentlich fast schon der heikelste Teil der Rosenpflege. Denn die edel wirkenden Blumen sind eigentlich relativ pflegeleicht – so spiegelt die Rose die Philosophie «Der Luxus des Einfachen» des Châteaus perfekt wider.

Überhaupt regen die Rosen zu vielen Geschichten an: Wenn Rolf Bertschi schneidet, hegt und pflegt, gesellen sich in Kürze Gäste dazu und es wird über die edlen Gewächse gefachsimpelt oder zu weiteren schönen Themen abgeschweift. Alte Rosensorten bieten dabei besonders viel Gesprächsstoff: Sie stehen meist für jahrzehntelange, spannende Gartengeschichten. Aber nicht nur deswegen sind die alten Sorten in Montcaud vorherrschend – sie sind in ihrer Schlichtheit einfach auch schöner, natürlicher, charaktervoller.

Und doch gleicht natürlich keine Sorte der anderen. «Die einen fallen durch ihre Grösse auf, weitere durch ihren Duft und wieder andere durch ihre Üppigkeit – es ist eine Freude, das Zusammenspiel zu sehen», sagt Rolf Bertschi. Seine Lieblingsrose ist die «Blossom Time», die erste Rose, die sie als neue Besitzer des Châteaus damals gepflanzt hatten. Direkt am Bassin und damit sehr exponiert. Sie bedarf daher besonderer Pflege und blüht zum Lohn bis Weihnachten durchgehend.

Hitze und Trockenheit

Die Region kann im Sommer sehr trocken werden, dies spüren auch die Rosen. Sie werden mittels Tröpfchenbewässerung gewässert, anders lässt es sich bei den über 80 Stöcken im Park gar nicht bewerkstelligen – denn beim Wässern sollen die Blätter nicht nass werden. Die jungen Stöcke werden entsprechend früh «erzogen» und nach dem Anwachsen nur mehr spärlich bewässert – so bleiben sie robust und halten spätere Trockenzeiten besser aus.

Auch im Sommer ist die Gartenschere immer dabei: Verblühtes kommt weg. Einerseits, um Fäulnis und damit Krankheiten zu vermeiden, andererseits natürlich auch der Ästhetik wegen. «Bei den Kletterrosen ist das eine etwas grössere Herausforderung», lacht Rolf Bertschi.

Die Trockenheit hat aber auch ihre guten Seiten: Schädlinge kommen ganz selten vor, damit fällt auch die Schädlingsbekämpfung weg. Das höchste der Gefühle ist eine Behandlung mit Schmierseife, wenn Läuse drohen. Doch auch ein Gärtner lernt am schnellsten durch Fehler: Um Unkraut zu verhindern wurde in einer Saison Mulch eingesetzt – erfolgreich, doch führte das leider auch zu Fäulnis um den Wurzelbereich. Das Jäten bleibt also nicht erspart und hier und da wird gerne auch ein Auge zugedrückt, beziehungsweise Unkraut stehengelassen. Schliesslich soll es natürlich und nicht steril zu und her gehen.

Wenig im Herbst, viel im Dezember

Das Klima ist so mild, dass auf den Winterschutz verzichtet werden kann – der Herbst ist also der weiteren regen Nutzung der Gartenschere und dem Genuss gewidmet, aber ansonsten relativ entspannt. Dafür werden wegen des Klimas die neuen Stöcke bereits im Dezember gepflanzt. Das wiederum ist zugegebenermassen eine Riesenarbeit. Denn in einem so grossen Park werden rund 50 neue Stöcke für das kommende Rosenjahr gepflanzt, was nach unglaublich viel klingt. Wenn man jedoch bedenkt, dass eine gewisse Wirkung in einem so grossen Park erst ab etwa fünf Stöcken entsteht, dann kommt man schnell auf diese Anzahl. Das Ausheben der Pflanzlöcher scheint allerdings nicht mehr aufhören zu wollen.

Und tut es schliesslich doch: Dann gibt es einige wohlverdiente ruhige Wochen, bevor es im Park und rund um die Gebäude wieder mit der Gartenschere losgeht und die Freude über das Aufblühen die Mühen des Anpflanzens klar überwiegt – wie in jedem Jahr.

Gibt es denn ein Ziel mit den Rosen – ausser jedes Jahr zu einem gelungenen Rosenjahr zu machen? «Ja», sagt Rolf Bertschi und ergänzt: «Oder vielmehr ist es ein Traum statt ein Ziel… Irgendwann soll es eine Rose geben, die nach dem Château benannt ist – Montcaud.» Ob es gelingt? Lassen wir uns überraschen!

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Den Duft unserer Rosen können unsere Gäste übrigens mit nach Hause nehmen – in Form des hauseigenen Parfums «Ô Pure Contradiction», geschaffen vom Meisterparfumeur Antoine Lie und hergestellt im renommierten Atelier Français des Matières.

Ein besonders pittoresker Geheimtipp: Die Rosen-Spezialistin Eléonore Cruse hat in den letzten Jahrzehnten ihre ganz eigene, wilde Rosen-Landschaft geschaffen – die Roseraie de Berty. Die märchenartige Anlage ist nur einmal im Jahr und sehr kurz für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Ein einmaliges Erlebnis, das nur eine Stunde vom Château entfernt liegt!

Die diesjährigen Öffnungszeiten sind: vom 18. Mai bis am 11. Juni 2023, täglich von 10 Uhr bis 18 Uhr.